Montag, 16. April 2012

Rohre enden im Nichts - Hilferuf der Tierschützer verhallt – Rettung der Kröten kostet viel Kraft; von fnp.de

Nicht überall gute Bedingungen für Tiere und Menschen:
Artikel der Taunus Zeitung vom 15.04.2012

Rohre enden im Nichts

Hilferuf der Tierschützer verhallt – Rettung der Kröten kostet viel Kraft

Vorsicht, Kröte kreuzt! Ein solches Schild wünschen sich die Tierschützer zwischen Schmitten und Niederreifenberg. Doch bis dieser Wunsch in Erfüllung geht, wird es noch einige tote Geschöpfe und gefährliche Situationen geben.

Von Corina Appel

Dieses Leitrohr unter der Straße zwischen Schmitten und Niederreifenberg ist für die Krötenwanderung nutzlos, finden zumindest Günter Schmunk und Angelika Wiesener: Raus kommen die Kröten, rein nicht mehr. Foto: AppelDieses Leitrohr unter der Straße zwischen Schmitten und Niederreifenberg ist für die Krötenwanderung nutzlos, finden zumindest Günter Schmunk und Angelika Wiesener: Raus kommen die Kröten, rein nicht mehr. Foto: Appel Schmitten. Was sich seit ein paar Wochen nachts auf der Straße zwischen Schmitten und Niederreifenberg abspielt, kommt einem Massaker gleich. Die Opfer: Kröten, Frösche und Molche. Die Täter: Autofahrer, auch wenn sie dies natürlich nicht vorsätzlich tun.
Renate Beresheim aus Niederreifenberg hat Fotos gemacht, die nichts für schwache Tierfreunde-Herzen sind. Jedes Jahr zu dieser Zeit finden die Amphibien Idealbedingungen für ihre Wanderung aus dem Wald an die Anglerteiche, um dort zu laichen. Dass dazwischen eine stark frequentierte Straße liegt, wissen sie nicht. Und selbst wenn, würden sie dennoch ihrem Instinkt folgen. Was also tun?
"Ein intakter Zaun und ein funktionierendes Leitsystem würden Abhilfe schaffen", stellt Günter Schmunk, stellvertretender Vorsitzender des BUND Königstein-Glashütten, fest. Einen Zaun aus Holz gibt es bereits. Allerdings ist der schon einige Jährchen alt und mittlerweile so morsch, dass er in sich zusammenfällt. Oder die Erde unter dem Zaun ist weggespült, so dass die Kröten durchschlüpfen können.

Nicht verantwortlich

Reparieren? Fehlanzeige! Die Gemeinde, der Forst, der Anglerverein und die Straßenverkehrsbehörde fühlten sich auf Nachfrage und nach Aussage von Schmunk nicht verantwortlich.
In Eigenhilfe hatten Mitglieder des BUND und des Amphibienteams Schloßborn im vergangenen Jahr einen grünen Kunststoffzaun gezogen, aber zwischen dem Ortsausgang Schmitten und dem Parkplatz Talgrund existiert bisher noch gar nichts. Kein Zaun, der die Amphibien hindert, auf die Straße zu gelangen. Und kein Leitsystem. Daher ist das Kröten-Massaker hier am schlimmsten. Und selbst an den Stellen, an denen der Holzzaun zuletzt bekanntlich notdürftig repariert oder der Kunststoffzaun aufgestellt wurde, haben es die kleinen Kaltblüter schwer.
Denn sie müssen ans Wasser, und dorthin kommen sie, indem sie durch ein breites Gitter in ein Röhrensystem fallen, von dem aus sie sicher unter der Straße durch und auf die andere Seite krabbeln. Doch hier enden die Rohre oft in der Luft. Nun müssten den Kröten also Flügel wachsen, damit sie sicher auf die Erde gelangen. Und auf dem Rückweg könnten sich die Tiere vielleicht im Stabhochsprung üben, um wieder in das Rohr zu kommen, das hoch am weggespülten Hang aus der Erde ragt.
"Also hüpfen die kleinen Froschlurche so lange am Zaun entlang, bis eine Lücke kommt und von dort über die Straße. Zwar sind sechs Tierfreunde in Warnwesten unermüdlich im Einsatz, um die Tiere einzusammeln und in Eimern über die Straße zu tragen, doch das ist nicht nur gefährlich, sondern auch Kräfte zehrend", berichtet Angelika Wiesener vom Amphibienteam. Sie organisiert und koordiniert die Einsätze und ist über jeden freiwilligen Helfer froh (Telefon 0 61 74-93 53 33).
"Während der Zeit der Krötenwanderung sind nicht nur die Amphibien gefährdet, sondern auch die Verkehrsteilnehmer. Denn die überfahrenen Kröten kleben wie Schmierseife auf der Straße. Im Sinne aller – der Tiere und der Menschen – fordern die Tierfreunde daher mindestens Schilder, die auf die Krötenwanderung hinweisen. Außerdem wünschen sie sich einen intakten Zaun und ein funktionierendes Leitsystem. Immerhin folgt der Krötennachwuchs in etwa drei bis vier Monaten seinen Eltern in den Wald und muss dann auch die Straße überwinden.

Artikel vom 15. April 2012, 23.10 Uhr (letzte Änderung 16. April 2012, 04.07 Uhr) 

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